Im Folgenden eine Pressemitteilung der Pressestelle der Uni Bremen vom 8.4.16:
Gibt es universelle Eigenschaften des Entscheidens?
Uni-Ringvorlesung der Geistes-, Ingenieur-, Natur-und Sozialwissenschaften
Was verbindet Schleimpilze, Wespen, Robotik, Börse, Logistik und Finanzpolitik? Alle Begriffe haben mit dem Thema Entscheidungen oder Entscheiden zu tun und tauchen in einer Ringvorlesung der Universität Bremen zum Thema „Universelle Eigenschaften des Entscheidens“ auf. Hier haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Geistes-, Ingenieur-, Natur- und Sozialwissenschaften zusammengetan, um sich über die unterschiedlichen Sichtweisen und Fragestellungen der Entscheidungsforschung auszutauschen. Es soll dabei geklärt werden, welche Mechanismen von Entscheidungsprozessen es gibt und ob gemeinsame universelle Eigenschaften des Entscheidungsverhaltens existieren – und zwar unabhängig von einer speziellen Lebensform oder einem speziellen Prozess. Start der Ringvorlesung ist der 13. April 2016 mit einem Vortrag von Professor Hans-Günther Döbereiner über das Thema „Der Schleimpilz Physarum polycephalum als Modellsystem universeller Entscheidungsprozesse“. Veranstaltungsort ist die Rotunde im Cartesium (Enrique-Schmidt-Straße 5), Beginn 16 Uhr. Die öffentliche Ringvorlesung findet alle zwei Wochen, jeweils mittwochs von 16 – 18 Uhr statt. Veranstaltet wird sie von den Professoren der Uni Bremen Dagmar Borchers (Institut für Philosophie), Stefan Bornholdt (Institut für Theoretische Physik) und Hans-Günther Döbereiner (Institut für Biophysik). Der Eintritt ist frei.
Warum die Ringvorlesung?
Alle Lebensformen auf der Erde müssen Entscheidungen treffen, um zu überleben, Nachkommen zu sichern oder ihre spezifische Nische im Ökosystem unserer Erde auszugestalten und einzunehmen. Im täglichen Leben fällen Menschen ununterbrochen Entscheidungen, allein oder zusammen mit anderen. Wir Menschen glauben, dass wir bewusste und wissensbasierte Entscheidungen treffen. Im Gegensatz dazu stehen einfache Lebensformen zum Beispiel Hydren oder Schleimpilze, die kein Gehirn oder nicht einmal ein Nervensystem haben. Doch auch sie zeigen ein komplexes Verhalten, um optimale Entscheidungen zu treffen, die ihr Überleben sichern. Fasst man allgemein Entscheidungsprozesse als die Suche nach einer optimalen Lösung auf, lassen sich auch unbelebte Prozesse als Entscheidungsprozesse verstehen, wie sie zum Beispiel in der Logistik, Telekommunikation oder der Robotik auftreten.
An den Bremer Universitäten und Instituten findet sich die Entscheidungsforschung sowohl in den Geistes- und Sozialwissenschaften als auch in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Ein vielfältiges Fächerspektrum an der Universität Bremen und der Jacobs University trägt aktiv zu diesem spannenden Forschungsfeld bei. In den kommenden zwei Jahren werden Bremer Wissenschaftler im 2-wöchigen Rhythmus ihre verschiedenen Disziplinen und Sichtweisen darstellen.
Vorlesungsprogramm im Sommersemester 2016
13. April: Prof. Dr. Hans-Günther Döbereiner: Der Schleimpilz Physarum polycephalum als Modellsystem universeller Entscheidungsprozesse
27. April: Prof. Dr. Georg Mohr: Entscheidung, Willensfreiheit, Zurechnung
11. Mai: Prof. Dr. Anna Förster: Entscheidungsprozesse in Kommunikationsnetzen: Naturinspirierte Verfahren
25. Mai: Prof. Dr. Thomas Hoffmeister: Informationsverarbeitung und unbewusste Regeln beim Entscheiden – Einsichten bei Wespen und Menschen
08. Juni: Prof. Dr. Frank Kirchner: Robotic Decision-Making
22. Juni: Prof. Dr. Uwe Schimank: Entscheidungen in hochkomplexen Situationen: Nur noch Coping
06. Juli: Prof. Dr. André Heinemann: Entscheiden in der Finanzpolitik
Vorlesungsprogramm im Wintersemester 2016/17
02. November: Prof. Dr. Herbert Kopfer: Entscheidungsprozesse in Produktionswirtschaft und Logistik
16. November : Prof. Dr. Adele Diederich: Sequentielle Samplingmodelle für binäre Entscheidungen
30. November: Prof. Dr. Stefan Bornholdt: Börse, Spiele, Herdentrieb: Die Physik kollektiver Entscheidungen
14. Dezember: Prof. Dr. Wolfram Elsner: Von Spieltheorie zur Komplexitätsökonomik. „Rationalität“, begrenzte Rationalität und fundamentale Unsicherheit in der heterodoxen Ökonomik
18. Januar 2017: Prof. Dr. Wolfgang Detel: Entscheidung und Rationalität
01. Februar 2017: Prof. Dr. Klaus Pawelzik:: Das Zittern der Unsichtbaren Hand
Veranstaltungsort: Rotunde im Cartesium, Enrique-Schmidt-Str. 5
Veranstaltungszeit: zweiwöchentlich, jeweils von 16 bis 18 Uhr
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Prof. Dr. Dagmar Borchers, Institut für Philosophie
Prof. Dr. Stefan Bornholdt, Institut für Theoretische Physik
Prof. Dr. Hans-Günther Döbereiner, Institut für Biophysik
E-Mail: decisions@uni-bremen.de